Bleubird

Die vorliegende Scheibe ist nach Buck65’s Synthesia CD und Stigg of the Dumb’s 10″ mit Sixtoo und Buck65 die dritte Veröffentlichung des kleinen Labels Endemik Music aus der 140.000 Seelen Stadt Halifax in Kanada. Bleubird ist damit auch der erste Nichtkanadier, der über Endemik veröffentlicht. Der gute Herr kommt aus Ft. Lauderdale in Florida und teilt uns über sein Debüt-Album Sloppy Doctor einiges von seiner Persönlichkeit mit. Zusammen mit Sign One, der hier auch als MC gefeatured wird, Filkoe76 und Spytek, DJ und auch Quelle aller auf Sloppy Doctor zu hörenden Cuts, formt er noch die Gruppe Jerk Circuit. Für die Produktion hat er den guten Alias aus dem Hause Anticon gewinnen können und auch Lord Grunge (Grand Buffet), Jesse Dangerously, Dester Doolittle, Fester, The Elementals, Skyrider, X, Sign One und Hemol.

Das Intro “Welcome to my Fuck” erinnert mich sehr an Louis Armstrong’s “What a Wonderful World”, dem hier wohl auch nachgeeifert wurde, nur eben die Umsetzung dann etwas schräger ausgefallen ist. “Crybaby Crunk” haut dann gleich mal ordentlich rein. Die Bassline und die Cuts schaffen bereits gleich zu Anfang eine nette Atmosphäre. Hier hört man den Herren auch dann das erste Mal rappen. Wem die Mischung von langsamen Beats und schnellen Raps zusagt, der wird sich hier sicherlich freuen. Ich hatte kein Plan gehabt was mich auf dem Album erwartet. Aber positiver hätte mich das Ding kaum überraschen können. Die Beats sind wie gesagt recht langsam und wurden mit reichlich elektronischen Soundschnipseln angereichert. “Living Through Others” tut dem Ganzem auch keinen Abbruch. Langsamer, atmosphärischer Beat und Raps die zwischen “normal” und “Tongue Twister” hin und her springen. “Cartoon Love Bubbles” kommt schön ranzig und zeigt den Herrn auch mal etwas anders, oder “When Happening”, was schön offbeat gehalten ist. Das erste Feature gibt’s auf “Another Super Mario Cart Brothers Drive-By”, für das Anticon’s Sole mal vorbeigeschaut hat. Der Titel weist übrigens die Art Humor auf, die sich durch das Album zieht. Das Stück selbst ist wieder etwas ranziger. Ohne einen negativen Unterton vermitteln zu wollen sage ich jetzt mal, daß die geschaffene Atmosphäre wunderbar zu einem kalten Teller Erbsensuppe passen würde. “Abrasive Love + My Broken Friends” hat eine ausdrucksvolle Produktion und dreht sich thematisch um zwischenmenschliche Beziehungen.
Das zweite und letzte Feature bringt uns mit Sign One der Track “Trooth Redeux”. Ich muß es wieder betonen, die Mischung von schnellen Raps mit langsamen Beats liegt Bleubird ausgesprochen gut. Auf eine etwas andere Art und Weise darf man “Pre-fab Housing” erleben. Sympathisch sarkastisch beschreibt den Track recht genau. “The Boogie Man Screams like a Girl” ist einer meiner Favoriten. Die Produktion geht mir gut rein, was nicht zuletzt an dem Streichinstrument bzw. dem orientalischen Charakter des Stücks liegt. Man muß sagen, daß Bleubird’s Art zu rappen zwar immer recht gleich bleibt, aber die Art wie er an die verschieden Themen wie Materialismus oder generell die Welt, in der wir leben beschreibt sticht schon heraus. “Emo Pervert” gibt rein musikalisch nicht wirklich viel her. Aber bei einem 20 Song starken Album fält das eigentlich nicht ins Gewicht.

Ich sage es nun zum Dritten und Letzten Mal: Langsame Beats, schnelle Raps. Zwei Dinge, die hier auf jeden Fall sehr gut kombiniert wurden. Ich denke nicht, daß jemand Sloppy Doctor nach dem ersten Hören gleich ins Regal verbannen wird. Dies ist ein Album, das man gleich noch einmal hört. Wenn jemandem das Cover bekannt vorkommt wird das wohl daran liegen, dass es neben Tonto noch von Thesis, der auch das Cover zu Deeskee’s Blacklight Sessions Album machte, gemalt wurde. Den Vinyl Nerds kann man noch verkünden, daß Sloppy Doctor über Subversiv*Rec. erscheinen wird. Dann aber wieder schnell sein, denn oft wird es auch dieses Teil nicht geben.